Delivery Hero ist nach der Insolvenz von Wirecard in den DAX30 aufgerückt. Wie digital sich das Unternehmen im IR-Bereich präsentiert, zeigt dieser Beitrag.
Die Wirecard-Manager sind auf der Flucht oder sitzen im Knast, das Trauma der deutschen Aktienanleger sitzt tief. Flugs wurde ein Nachfolger bestimmt, der in den DAX aufrücken darf. Die Wahl fiel auf Delivery Hero, ein ebenfalls durch und durch digitalisiertes Unternehmen mit einem Hauch von Silicon Valley. „Delivery Hero ist tatsächlich ein guter Dax-Kandidat. Der Börsenindex kann einen Wert mit rasantem Wachstum und hoher Zuversicht gut gebrauchen. Delivery Hero ist ein potenzieller Weltkonzern aus Deutschland“, zitierte das Handelsblatt Ende Juli.
Schnell tauchten im Wirecard-Sog Parallelen auf: Das Unternehmen hat noch nie Geld verdient. In Deutschland selbst werden überhaupt keine Umsätze erzielt, auch 2020 negative Renditen. Dazu hatte man das Deutschlandgeschäft vor zwei Jahren versilbert, um diverse Asienabenteuer zu finanzieren.
Der erste Blick ist ernüchternd. Die IR [g|1]-Startseite bietet einen aus Eigensicht strukturierten Pflichtaufbau, ohne User-Anspruch an Konzept und Informationsmehrwert. „Be informed – be invested“ lautet der vielversprechende, anspruchsvolle Claim, der die weitere Analyse begleitet.
Die Frage nach genügend Transparenz prallt hier beim ersten Klick auf eine Mauer aus seltsamen Design- oder UX-Umsetzungen: Rote Schrift auf rotem Hintergrund funktioniert selbst bei hartgesottenen Silversurfern nicht, die noch Seiten aus den späten 1990ern kennen. Auch mit anderen Elementen hat man sich wenig Mühe gegeben. Die auf der IR [g|1]-Startseite platzierten Videos haben keinerlei Überschriften oder sonstige Informationen über den Inhalt des Angebots. Die unterschiedlichen Skalierungen in der Größe sind einer YouTube-Generation schwer zu erklären.
Die IR [g|1]-Unterseiten sehen nicht sehr einladend aus. Im Design unterscheiden sie sich häufig nicht sonderlich, was zu unnötigen Verwechslungen führen kann. Weiterhin ungewöhnlich für einen DAX30-Konzern: Für die Bilder des Aufsichtsrats sowie der Kontaktpersonen gibt es kein Konzept, offensichtlich durfte jeder sein Lieblingsbild einreichen.
Die Startseite des Investoren-Bereichs von Delivery Hero.
Wenn für Investoren interessante Inhalte auftauchen, sind diese in PDFs versteckt. Für mobile User mit iPad und Smartphone äußerst ärgerlich und unpraktisch. Auch Google zuckt da nur mit den Schultern und winkt ab. Bei der mobilen IR [g|1]-Seite ist die Navigation schlichtweg inakzeptabel. Beispiel: Es sind alle Punkte und Unterpunkte direkt aufgeklappt, sodass keinerlei Übersicht besteht.
Diese konzeptionellen Defizite zeigen sich auch in inhaltlichen Themen. Beispiel: Corona-Krise. Covid-19 hat zu einem Absturz der weltweiten Kurse geführt, was in so mancher Investor-Relations-Abteilung für Überstunden gesorgt haben dürfte. Die Reaktionen von Regierungen und Zentralbanken ließen nicht lange auf sich warten. Die ohnehin schon vor Liquidität strotzenden Finanzmärkte werden weiter mit Geld geflutet. Aktienanlagen sind das Maß aller Dinge! Und wer gehört mit seinem Wertschöpfungsmodell „Home Delivery“ zu den großen Gewinnern? Richtig. Delivery Hero! Auf der Website findet sich leider kein einziges Wort dazu.
Fazit: Pflicht statt Kür, Delivery Hero reagiert weder agil, noch digital angemessen. Man nutzt weder das aktuelle Momentum aus der Corona-Krise, noch äußert man sich angemessen zu Trendthemen wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung. Ähnlich wie bei Wirecard werden einfach viele Gelegenheiten verpasst.
Jetzt können Sie die Themen aufarbeiten, die schon vor der Krise wichtig waren und allerspätestens danach umso wichtiger werden:
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Das Unternehmen repräsentiert in seinem Geschäftsmodell pure Digitalisierung, aber im Bereich Investor Relations ist davon leider nichts mehr zu spüren. DAX-reif ist damit die digitale Kommunikation leider nicht, Neuinvestoren werden enttäuscht: Der Slogan „Be informed, be invested.“ sagt genau das Gegenteil dessen aus, was die IR [g|1]-Seite bietet. Wenn es in einer Krise mit „Schwur zu mehr Transparenz“ kommt, sollte man höllisch aufpassen und nicht die gleichen Fehler wie Wirecard machen!
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